Mitad del mundo

Oder wo die Erde wirklich geteilt ist

von Arend Goens

Der Äquator ist in Ecuador am schönsten! Nur leider waren die Franzosen, genauer gesagt die Expedition mit Charles Marie de La Condamine die ersten, die 1736 den Äquator dort vermessen haben. Im Gegensatz zu den Urvölkern, die vor über 1000 Jahren den Äquator auf dem Catequilla Hügel ziemlich genau vermessen und mit einem großen Steinkreis markiert haben, haben die Franzosen die Sache um rund 240m vergeigt.

Das führte leider dazu, dass das Monument bis heute gute 240m südlich des Äquators steht. Oder 0,1316 Bogenminuten, was bei runden 40.000km Erdumfang einer Entfernung von 243,7m entspricht. Das sind jedenfalls meine Messwerte mit einem stinknormalen Smartphone.

Neu ist diese Tatsache wirklich nicht, wird aber auch hübsch verschwiegen. Wahrscheinlich um die Baukosten für eine Versetzung zu sparen. Bei der aktuellen wirtschaftliche Lage Ecuadors wäre eine solche Baumaßnahme auch kaum vermittelbar. Somit sei es verziehen. Aber anscheinend versuchen die dortigen Betreiber der Touristenattraktion diese Kosten anzusparen. Mit bis zu US$ 7,50 Eintrittsgeld jedenfalls ein denkbares Ziel.

Äquator auf der Bordsteinkante

Ich begab mich mit meinem satellitengestützten Zollstock auf die Suche nach dem tatsächlichen Standort des Großkreises, der rechtwinklig zur Rotationsachse unseres Planeten verläuft. Mit etwas Geduld und Mühe fand ich den Kreis schließlich auf der Bordsteinkante einer namenlosen Seitenstraße der E28, die Quito mit der Stadt "Mitad del Mundo" verbindet. Wenn auch nur auf 0,0005 Bogenminuten genau, ist es doch präziser als die französische Messung.

Streunende Hunde und vorbeidonnernde Laster haben mir dann doch etwas Überwindung abverlangt, diesen staubigen Beweis per Foto festzuhalten.

Kein Ort, an dem man Eintritt verlangen kann.

Quitsato

Fast perfekt nachgemessen

Viel spannender ist aber das Projekt Quitsato (http://www.quitsato.org/). In der Nähe des Catequilla Hügels wurde auf der Äquatorlinie eine riesige Sonnenuhr errichtet. Hier wurde mit Hilfe des ecuadorianischen Militärs der Äquator auf 1mm genau vermessen.

Hier zeigte mein Smartphone nur noch eine Abweichung von 0,0001 Bogenminuten an, was grob gerechnet 185mm entspricht und im Toleranzbereich meines Gerätes liegen dürfte.

Im Schatten der großen Touristenattraktion ist diese Sonnenuhr wesentlich spannender und die persönliche Erklärung des einsamen Hüters der Anlage wirklich fundiert und interessant. Hier erfährt man, mit welchen Methoden die Ureinwohner durch reine Beobachtung der Sonne schon vor über 1000 Jahren den Äquator definiert haben.

Die katholische Kirche hat erst 1992 offiziell anerkannt, dass Galileo Galilei 1633 mit seiner Behauptung, die Erde drehe sich um die Sonne und sei eine Kugel, wohl doch recht gehabt habe. Dass aber diese Beobachtung schon 600 Jahre zuvor auf einem Kontinent gemacht wurde, welcher von dem hohen Stuhl im 15. Jahrhundert brutal ausgebeutet wurde, ist eine Wahrheit, die bestimmt nicht so schnell im Vatikan Anerkennung finden dürfte.

Das große Monument des Äquators wird wohl auch in Zukunft ein Touristenmagnet bleiben, auch wenn die Wahrheit ein wenig daneben liegt.

Eine weitere Erdmitte liegt natürlich beim KCH auf dem Grill. Und darum hat der KCH Stander die lange Reise unternommen, um seinen Paten in Ecuador zu besuchen!

Die Sonnenuhr beim Quitsato Projekt, Millimeter genau auf dem Äquator.